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Bergsturz Blatten: Bundesrat will 5 Millionen Soforthilfe für Blatten

epaselect epa12160084 An aerial view shows houses devastated by the force of a massive avalanche triggered by the collapse of the Birch Glacier, which swept down to the valley floor and destroyed the  ...
Das Gebiet um den Bergsturz ist nach wie vor gesperrt, doch Bewohner und Touristen dürfen wieder ins Lötschental.Bild: keystone
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Alpen-Spezialisten für Wiederaufbau +++ rund 30 Bewohner zurück in ihren Häusern

Die aktuellen Ereignisse rund um die historische Naturkatastrophe im Walliser Berggebiet und der direkt betroffenen Gemeinde Blatten.
05.06.2025, 12:1707.06.2025, 10:53
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Worst Case ist am 28. Mai 2025 im Lötschental eingetreten: Enorme Geröllmassen sind vom Kleinen Nesthorn und dem Birchgletscher oberhalb des Dorfs Blatten ins Tal gestürzt und haben grosse Teile der Ortschaft unter sich begraben.
  • Die Schäden sind enorm, das Tal ist unterhalb des Gletschers nicht wiederzuerkennen. Viele Dorfbewohner haben ihre Häuser verloren. Ein 64-jähriger Schafzüchter wird vermisst. Es gilt als wahrscheinlich, dass er beim Bergsturz ums Leben kam.
  • Das Flussbett der Lonza ist vom Geröll vollständig aufgefüllt worden und das Wasser staute sich zu einem See. Dessen Pegel ist stabil, die Gefahr einer grossen Flutwelle ist gemäss Experten momentan gering.
  • Blatten war aufgrund der drohenden Gefahr am 19. Mai evakuiert worden. Rund 300 Einwohner und Tiere wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht.
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10:16
Blatten ist auf Gefahrenkarte nicht als Risikogebiet verzeichnet
Das von einem verheerenden Bergsturz zerstörte Blatten ist auf der aktuellen Gefahrenkarte des Kantons Wallis nicht als Risikogebiet eingestuft. Der Grund dafür ist gemäss Experten, dass es sich dabei um ein unerwartetes Ereignis handelte, dass es so noch nie gegeben hatte in der Schweiz.

Auf Gefahrenkarten werden Ereignisse berücksichtigt, mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von bis zu 300 Jahren, sagte der Berner Geologe und Mineraloge Hans-Rudolf Keusen der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. Das bedeutet, dass es denkbar ist, dass ein Gefahrenereignis mit einer Wahrscheinlichkeit von einmal in 300 Jahren eintritt.

Bei einem Ereignis wie dem Bergsturz in Blatten müsse man davon ausgehen, dass ein solches Ereignis viel seltener ist, also im Durchschnitt weniger als alle 300 Jahre einmal eintrete. Dies sei also kein Fehler oder eine falsche Einschätzung, so Keusen.

Oft werden solche seltene Risiken in Gefahrenkarten als Restrisiko deklariert. Mit diesem Restrisiko müssten die Behörden umgehen. In der Schweiz befinden sich laut Keusen viele Siedlungen auf den Risikokarten für Naturgefahren im roten Bereich. Das bedeute nicht, dass diese Siedlungen abgebrochen werden müssen. Aber Erweiterungsbauten zum Beispiel seien schwieriger oder unmöglich. (sda)
10:13
Alpen-Spezialisten für Wiederaufbau von Blatten VS
Nach dem Bergsturz in Blatten im Wallis hoffen die Einwohnerinnen und Einwohner auf eine Rückkehr. Kritiker halten das für unrealistisch. Zwei Spezialisten für die Alpen sprechen sich für einen Wiederaufbau des zerstörten Bergdorfes im Lötschental aus.

Der Wunsch der Bevölkerung müsse nach Möglichkeit respektiert werden. «Wenn die Blattnerinnen und Blattner ihr Dorf wieder errichten wollen, muss dies von der öffentlichen Hand unterstützt werden», sagte der Geologe Hans-Rudolf Keusen im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Wichtig sei dabei natürlich der genaue Standort des künftigen Dorfes. «Im Bereich des riesigen Schuttkegels erscheint dies schwierig», sagte Keusen. Voraussetzung sei ein sicherer Standort ausserhalb der Gefahrenzone. Dafür brauche es geologische und raumplanerische Abklärungen. Er sei aber überzeugt, dass ein Wiederaufbau «technisch gesehen möglich sei».

Weiter sprach sich Keusen gegen zuletzt laut gewordene Forderungen aus, die wegen «zunehmender Naturgefahren in den Bergen» Umsiedlungen der Bergbevölkerung von gefährdeten in sichere Gebiete verlangen. Es sei wichtig, dass der Kulturraum Alpen weiterhin besiedelt bleibe, und die Menschen nicht nur in Städten lebten.

Auch Boris Previšić, Direktor des Urner Instituts Kulturen der Alpen, hält es für eine schlechte Idee, wegen Naturgefahren ganze Täler aufzugeben, wie dies auch schon gefordert wurde. Im Fall von Blatten gebe es gute Gründe, das Dorf wieder aufzubauen, sofern dies an einem sicheren Ort möglich sei.

Entscheidend sei grundsätzlich sowohl bei einem Wiederaufbau als auch bei einer Umsiedlung, dass es sich dabei um eine lebenswerte Alternative handle, welche dem sozialen Zusammenhalt förderlich sei, so Previšić.

Zudem glaubt der Kulturwissenschaftler, dass es wichtig ist, den Alpenraum wieder mehr als etwas Dynamisches zu verstehen. So stelle sich zum Beispiel die Frage, ob die Wohnbevölkerung im Gebirge nicht wieder mobiler wie zu früheren Zeiten werden könnte, um den Naturgefahren auch ausweichen zu können. So sei es etwa denkbar, das Konzept der Dreistufenlandwirtschaft von Bergdorf, Maiensäss und Alp auch in Bezug auf den Wohnraum anzuwenden. (sda)
20:55
Touristen können ab Samstag ins Tal
Rund 30 Bewohner haben am Freitagnachmittag wieder in ihre Häuser im Walliser Lötschental zurückkehren können. Nach dem Abbruch von Teilen des Birchgletschers oberhalb von Blatten waren am 29. Mai einige Häuser in Ferden, Kippel und Wiler vorsorglich evakuiert worden.

Auch die Evakuierungswarnung für das Gewerbegebiet in Wiler wurde aufgehoben. «Die erhöhte Gefahr einer massiven und unkontrollierten Seitenerosion entlang des Bachbetts der Lonza besteht nicht mehr», schrieb der Regionale Führungsstab Lötschental in einer Mitteilung. Das Dispositiv für eine allfällige Evakuierung bleibe jedoch bestehen.

Auch Touristen dürfen ab Samstag wieder ins Tal zurückkehren. Der Regionale Führungsstab Lötschental gab bekannt, dass die Sperrung der Strasse ab Goppenstein für Nichtansässige und Touristen ab Freitag um 23.00 Uhr aufgehoben und nach Wiler verlegt werde. Das gesamte Gebiet der Gemeinde Blatten, einschliesslich der Wanderwege, bleibt hingegen geschlossen.

Schon am Donnerstag hatten die Bewohner der Weiler Eisten und Weissenried von Blatten während einer Stunde in ihre Häuser zurückkehren können. Ein Fenster von ähnlicher Dauer wird ihnen am Samstag wieder offen stehen, wie die Behördenvertreter am Abend der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagten. (sda)

15:11
Menschen mit Erstwohnsitz in Blatten VS sollen bevorzugt werden
Menschen, die beim Bergsturz in Blatten VS ihren Erstwohnsitz verloren haben, sollen bevorzugt werden. «Jemand, der einen Zweitwohnsitz hat, hat ja noch einen Wohnsitz, hat ein Dach über dem Kopf. Die Menschen, die dort mit Erstwohnsitz gewohnt haben, haben nichts mehr», sagte Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter auf eine entsprechende Journalistenfrage.

Auch Versicherungsleistungen würden eine Weile dauern. Am Ende entscheide aber die Gemeinde über die Direkthilfe. «Wir haben diskutiert, ob wir über einen Pro-Kopf-Beitrag sprechen sollen», sagte Keller-Sutter weiter. Das habe man aber verworfen. «Der Gemeindepräsident soll vor Ort entscheiden», sagte Karin Keller-Sutter dazu.

«Es müsste schon auch ein Härtefall eines Zweitwohnungsbesitzers sein», sagte auch Umweltminister Albert Rösti. Es sollten vor allem die Bewohnerinnen und Bewohner, die in Blatten ihren Erstwohnsitz hatten, profitieren. Auch die Gemeinde habe sehr viel verloren, weil sie einfach nicht mehr existiere.

Mit den fünf Millionen Franken könne man zumindest den Härtefällen unter den Bewohnenden von Blatten helfen. Auch gehe der Bund davon aus, dass die meisten Gebäude eine Gebäudeversicherung haben, auch wenn dies im Kanton Wallis nicht obligatorisch sei. «Unsere Aufgabe als Bund ist in erster Linie, die Planung sicherzustellen», so Rösti weiter.

Man wolle entsprechende Unterstützung rasch geben können. Die Richtplanung werde vom Bund verabschiedet. Im Wasserbau- und Waldgesetz gebe es «die nötige Flexibilität», um Hilfe leisten zu können, sagte der Bundesrat. (sda)
14:59
Soforthilfe ist nur ein erster Schritt
Das Parlament wird schon in der kommenden Woche über die Soforthilfe für das zerstörte Walliser Dorf Blatten entscheiden können. Die vom Bundesrat beantragten fünf Millionen Franken sind dabei laut Umweltminister Albert Rösti nur ein erster Schritt.

Der Ständerat werde voraussichtlich am Dienstag über das Geschäft entscheiden, der Nationalrat am Donnerstag, sagte Rösti am Freitag an einer Medienkonferenz in Bern.

Der Beitrag sei Ausdruck eidgenössischer Solidarität, so Rösti. Der Bundesrat sei sich aber bewusst, dass die tatsächlichen Schäden in Blatten weit höher seien. «Wer den Ort kennt, weiss: Nichts ist mehr, wie es war», sagte er. In dieser Lage brauche es kurz-, mittel- und langfristig Hilfe.

Der Fokus liegt gemäss dem Vorsteher des Umweltdepartements auf Massnahmen, die sofort umgesetzt werden müssen, und namentlich auf der Milderung von Härtefällen. An Bedingungen sei die Soforthilfe im Unterschied zu späteren Hilfsmassnahmen nicht geknüpft. Auch hätten die fünf Millionen Franken auf Letztere keinen Einfluss.

Daneben sind gemäss Rösti bereits Hilfsmassnahmen auf anderem Wege aufgegleist. Beispielsweise sollen Landwirte, die ihr Land wegen der Katastrophe nicht mehr bestellen können, für das ganze Jahr Direktzahlungen erhalten. (sda)
14:54
Die wichtigsten Punkte der Medienkonferenz zur Soforthilfe Blatten
Ein Zeichen der Solidarität mit der Bevölkerung von Blatten VS ist laut Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter notwendig. «Die Eidgenossenschaft ist eine Schicksalsgemeinschaft und auch eine Solidargemeinschaft. Deshalb ist hier auch der Bund gefordert», sagte Keller-Sutter am Freitag vor den Medien in Bern.



Normalerweise sei die Hilfe gegenüber einer Gemeinde Sache der Kantone. Für den Bundesrat sei aber angesichts der Verwüstungen im Lötschental klar, dass es sich hier nicht um einen Normalfall handle, so die Bundespräsidentin weiter. «Die Schäden könnten sich auf mehrere hundert Millionen Franken belaufen». Die Gesamtkosten seien aber vorerst nicht zu überblicken.

Trotzdem fehle aufgrund des Subsidiaritätsprinzips eine gesetzliche Grundlage für die Bundeshilfen. «Gibt es kein Gesetz, muss man eines erlassen, so wie heute beantragt», sagte Keller-Sutter weiter.

Der Bundesrat sei sich bewusst, dass die nun beantragte Soforthilfe in der Höhe von fünf Millionen Franken «nur ein erster Schritt sein kann». Aber in einer solchen Lage sei es wichtig, dass man schnell und solidarisch helfen könne.

«Der Bundesrat hat den Blattnerinnen und Blattnern zugesagt, dass sie nicht alleine gelassen werden. Zu diesem Schritt steht der Bundesrat. Die Gemeindebehörden wissen jetzt am besten, wer schnelle Hilfe benötigt», sagte Keller-Sutter weiter.



Auch dankte die Bundespräsidentin allen Gemeinwesen, Organisationen und Privaten, die Hilfe leisten. Mit Blick auf zahlreiche Spenden und Hilfen, auch aus dem Ausland und mit Bezug auf eine Spende des Fürstentums Liechtenstein, sagte die Bundespräsidentin: «Die Solidarität über alle Grenzen hinweg ist beeindruckend. Und wir sind dafür dankbar». (sda)
14:51
Medienkonferenz ist zu Ende
Die Medienkonferenz zur Soforthilfe in Blatten ist zu Ende.

Das Gesetz für die Soforthilfe für Blatten wird voraussichtlich am Dienstag im Ständerat und am Donnerstag im Nationalrat behandelt. (hah)
14:49
Gibt es noch sichere Standorte im Gebiet?
Rösti antwortet auf die Frage, ob es überhaupt noch sichere Standorte im Lötschental gebe, die für einen Wiederaufbau des Dorfes in Frage kommen: «Klar ist, man wird nirgendwo ein Dorf aufbauen, wo es nicht sicher ist.» (hah)
14:47
Wäre ein Nationalfonds eine Lösung?
Ein Journalist fragt, ob ein Nationalfonds eine Lösung für die fehlende gesetzliche Grundlage für Soforthilfe sein könnte.

Rösti ist der Meinung, dass grundsätzlich genügend Instrumente bestehen würden. Man wolle aber im Rückblick die Lehren aus Blatten ziehen und diese Frage evaluieren. (hah)
14:43
Beteiligt sich der Bund an den Kosten beim Wiederaufbau?
Der Bund gehe davon aus, dass vor allem die privaten Gebäudeversicherungen greifen werden, sagt Rösti.

Dass der Bund den Wiederaufbau einzelner Gebäude finanziert, sei nicht geplant. Er fügt aber an, dass der Bund Unterstützung im Rahmen der gesetzlichen Grundlagen leisten werde: «Wir sind bekannt für pragmatische Lösungen.» (hah)
14:41
Was ist mit Zweitwohnungen?
Jetzt werden Fragen von Medienschaffenden beantwortet.

Ein Journalist fragt, was mit den Menschen sei, die in Blatten eine Zweitwohnung besassen und ob diese auch Anspruch auf Soforthilfe haben.

Diese Kompetenz liege bei der Gemeinde, sagen Keller-Sutter und Rösti. Die Unterstützung sei aber vor allem für Härtefälle gedacht. (hah)
14:37
Rösti zum Wiederaufbau: «Keine einfachen Antworten»
Jetzt geht es um die längerfristigen Massnahmen und den Wiederaufbau.

Es gebe keine einfache Antwort, was den Wiederaufbau betrifft, sagt Rösti. Aber: «Eine Entsiedlung der Täler ist keine Option.» Der Bundesrat wolle die Rahmenbedingungen dazu schaffen.

In einer ersten Phase gehe es darum, Standorte abzuwägen, wo das Dorf wiederaufgebaut werden könnte. Danach gehe es um die konkrete Umsetzung, wie zum Beispiel um Bauzonen im betreffenden Gebiet. Dort wolle sich der Bund kulant zeigen.

Die fünf Millionen seien ein Ausdruck der Solidarität mit Blatten, wiederholt Rösti. Weitere Massnahmen würden folgen: «Mit Augenmass und Entschlossenheit», sagt Rösti. (hah)
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Gletscherabbruch in Blatten VS

Der Fluss Lonza ist vom Geröll vollständig aufgefüllt worden. Das Wasser staut sich nun in einem entstandenen See auf.

quelle: keystone / jean-christophe bott
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Bergsturz Blatten: Weitere Evakuierungen mit Helis

Video: watson/sabethvela

Hier liegt Blatten VS:

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Felssturz bei Blatten
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Felssturz bei Blatten

Staub von einem Felssturz beim Bietschhorn steigt auf.

quelle: keystone / peter klaunzer
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